Mittwoch, 29. Juni 2011

Sommertheater

Das »ſchöne« am Eishockey iſt, dass einem eigentlich nie langweilig wird; und lernen tut man auch was dabei. Das geht beim Spiel ſelbſt ſchon mal los. Im Gegenſatz zum »Rundballtreten« (Fußball ;) gibt es beim Spiel durch die ſtändigen fliegenden Wechſel im Spielaufbau kaum Pauſen oder Leerläufe auftreten - außer es iſt mal wieder eine Unterbrechung, aber dann wird ja die Zeitmeſſung angehalten. Der Lerneffekt iſt auch nicht zu unterſchätzen. Klar, Eishockey iſt ein harter Sport und was ein »fairer Check« iſt, iſt manchmal nicht sofort klar. Trotz aller Kritik, die Schiedsrichter machen ihre Sache aber (meiſtens) ganz gut. Außerdem ſind die Spieler durch die ganzen Protektoren usw. ſehr gut geſchützt. Wenn man Eishackler (zumindeſt meiſtens und die eher jungen) ohne das ganze Zeugs trifft (z. B. auf einem Volksfeſt) ſind das relativ ſpindeldürre aber durchtrainierte Kerlchen. Wenn ſich die mal was weh tun, dann ſind das meiſtens irgendwelche Körperteile, die man vorher nicht gekannt hat (Ausnahme: »Gehirnerſchütterung« ;). Oft denk' ich mir: »Wieder was gelernt.«
Der alte Fußballertrick, den »Dicken« ins Tor zu ſtellen, funktioniert hier nicht.Einen ſchnellen Sprung in den Spagat ſchafft nicht jeder!

Aber zurück zum Thema »Sommertheater«:
Leider gehörten zu den ſtandardmäßigen Themen der  »Eishockey-Randberichterſtattung« (neben mediziniſchen) auch wirtſchaftliche Themen - Inſolvenz und ſo... In den letzten Jahren gehört es leider zum Standardprogramm, daſs irgendwelche Vereine der drei bis vier höchſten Ligen entweder inſolvent gehen, und/oder aus »wirtſchaftlichen Gründen« mehr oder minder freiwillig den Weg in eine Liga tiefer gehen oder den hart erſpielten Aufſtieg in eine Liga höher nicht wahrnehmen. Ein paar Beiſpiele aus der Oberliga:

  • EHF Paſſau-Blackhawks:
    OK, ich möchte den Verein meiner Heimatstadt keine Vorwurf machen, daſs ſie 2008 die Möglichkeit zum Verbleib »am Grünen Tiſch« in der Oberliga wahrgenommen haben. Sie waren aber quaſi in dieſen Jahr zum Verbleib in der Oberliga verdammt - trotz ſportlichem Abſtieg in die Bayernliga. Waldkraiburg UND Peißenberg verzichteten auf den Aufſtieg. Wäre Paſſau freiwillig abgeſtiegen, hätte das den Club wohl in die Inſolvenz getrieben; ſchon der Altſchulden wegen der Inline-Hockey-WM wegen.
    Dieſe Woche haben die EHF mit der Drohung auf ſich aufmerkſam gemacht, daſs ſie unter Umſtänden einen Neuanfang in der Bezirksliga (Bayern) machen wollen; ſo wurde es jedenfalls am Sonntag auf der Homepage der  Eishockeynews veröffentlicht. Die Sitzung des Beirats, der dieſe Entscheidung treffen ſollte, wurde für Dienstag angekündigt; aber ſchon am Dienſtag morgen (die Sitzung war offenſichtlich am Montag) wurde verkündet, daſs die EHF ein »verläſſlicher Partner« ſind und in der Oberliga Süd verbleiben. Sonſt hätte es die Ligaſtruktur geſprengt. Ein Sturm im Waſſerglas? Vielleicht. Die aktuelle Struktur der Südſtaffel der Oberliga iſt ehrlichgeſagt ein Witz! Ligaweite Doppelrunde mit zuſätzlicher gruppeninterner (je ſechs Mannſchaften) Einfachrunde. Der Eder-Sager (1. Vorſitzender der EHF) von 38 Derbies die keinen intereſſieren - eigentlich ſinds 6, aber Recht hat er - hat was für ſich. Der Rückzug kam aber faſt zu ſchnell. Entweder hatte Eder eine Lawine losgetreten, oder er hat ſich gedacht, nachdem Deggendorf eine Woche zuvor verkündet hat, daſs ſie in der öſterreichiſchen Nationalliga (der Witz iſt faſt beſſer - ſchaut Euch einfach mal die Ligenſtruktur dort an: Die Hälfte der Mannſchaften ſpielt in Vorarlberg!) ſtarten wollen, »Ich erzähl jetzt auch mal einfach Scheiß!«.
    Mein Fazit: Paſſau ſtartet irgendwann mal wieder in der Bezirksliga, allerdings erſt, nachdem Deggendorf in die öſterreichiſche Nationalliga gewechſelt ist. ;o)
  • Moſkitos Eſſen: Hier ging mal wieder (nach1966, 1975, 1983, 1994, 2002 und 2008 - wenn ich den Wikipedia-Eintrag richtig interpretiere) der Verein pleite. Aktueller Favorit des Inſolvenzverwalters iſt das Sanierungskonzept der Nachwuchsabteilung. Ich hab' große Hoffnungen, daſs Eſſen in die nächſte Saiſon der Oberliga ſtarten kann.
  • Herner EV: Die große Ausnahme. Zwar hat ſich die Pape-Gruppe als Sponſor zurückgezogen (beim Einſtieg ſpielten Papes Füchſe Duisburg noch DEL, jetzt ſind ſie Derby-Gegner - wen wunderts?), allerdings iſt hier zur Zeit ausnahmsweiſe nicht der Verein, ſondern der Hallenbetreiber in Inſolvenz. Dumm iſt hier allerdings nur, daſs hier das Sanierungskonzept einen Betrieb der Eishalle in Herne als Paintball-Arena vorſieht. Dies würde das Ende von Herne als Eishockeyſtandort bedeuten, da der HEV nur als Hallenbetreiber, nicht aber als Mieter der Halle einſteigen würde.
    Fazit: Der Tod (HEV) hat BWL ſtudiert; traurig aber war. Aber die Hoffnung ſtirbt hier auch erſt zuletzt.
  • Stuttgart Rebels: Meine »Lieblinge« dieſes Jahr.
    Vorgeſchichte: nachdem die »Stuttgart Wizzards« als Oberliga-Truppe des Stuttgarter ECs 2006 wars hier mit höherklaſſigem Eishockey erſt mal zu Ende. In der Folgezeit wurde in Stuttgart dann öfftersmals mit dem Umzug der »Bietigheim Steelers« aus der 2. Bundesliga in eine DEL-taugliche Halle kokettiert, nachdem ab 2006 Stuttgart und Bietigheim eine Kooperation eingegangen waren. 2010 wurde mit den »Wizzards« wieder eine eigene Stuttgarter Mannſchaft im Spielbetrieb aktiv, die dann auch gleich BW-Meiſter wurden. Nachdem zuerſt große Töne geſpuckt wurden, daſs man quaſi »in jedem Fall« in der Oberliga ſtarten würde, wurde dann doch noch ein Rückzieher gemacht, und auf einen Aufſtieg in die Oberliga verzichtet. Mit ein Grund, warum in der Oberliga Süd jetzt nur neun Mannſchaften ſtarten werden.
Dieſe Liſte könnte ich jetzt noch beliebig fortſetzten, Beiſpiele aus der jüngſten Vergangenheit, ſowie aktuelle gibt es genut (EV Regensburg, Düſſelforfer EG, Kaſſel Huſkies, Frankfurt Lions, ...). Ich hab' jetzt einfach aber keine Luſt dazu, mich mit dem leider »üblichen« Sommertheater weiter zu beſchäftigen.

Eishockey ſollte eher Schlagzeilen im Sportteil als im Wirtſchaftsteil einer Zeitung machen. Leider iſts zur Zeit eher andersrum. Ich habe aber zur Zeit große Hoffnung, daſs es zumindeſt in naher Zukunft wieder einmal etwas mit einem zumindeſt halbwegs geregelten Auf- und Abſtieg zwiſchen DEL und 2. Bundesliga wird. Hier krankt das deutſche Eishockey zur Zeit am meiſten.